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PERFEKTIONISMUS überwinden - Warum 80% oft besser sind als 100%

Lesezeit: 8 min  I  von Simone Stey


Du hast hohe Erwartungen an dich selbst und an deine Mitmenschen? Du setzt dich unter Druck um etwas zu erreichen, und bist dennoch nie so richtig zufrieden mit deinen Leistungen? In Gedanken ist alles perfekt, aber im wirklichen Leben fühlst du dich gestresst und nie gut genug? 

 

Falls du dich darin wiedererkennst, gehörst du wahrscheinlich zu den Perfektionisten! In diesem Artikel zeige ich dir die Sonnen- und Schattenseiten des Perfektionismus, und teile meine drei besten Strategien mit dir, die dich unterstützen deinen Perfektionismus zu mäßigen. Du musst dafür nicht gleich auf deine hohen Ansprüche verzichten. Denn das Gegenteil von Perfektionismus ist nicht Mittelmaß – sondern Selbstmitgefühl.

Perfektionismus ist nicht gleich Perfektionismus – Wo stehst du?

Nicht jeder Perfektionismus ist schädlich. Es gibt eine gesunde Form, die dich motiviert, dein Bestes zu geben, kreativ zu sein und dich weiterzuentwickeln:

 

Gesunder Perfektionismus – dein Freund und Motivator

Du möchtest hochwertige Arbeit leisten, legst Wert auf Details und hast hohe Standards – aber du kannst auch loslassen, wenn etwas gut genug ist. Ein Beispiel: Du bereitest eine Präsentation für die Arbeit vor und willst, dass sie professionell wirkt. Du feilst an den Folien, überprüfst die Inhalte und übst deinen Vortrag – aber irgendwann sagst du dir: „Das ist gut so, ich bin bereit!“ und schickst die Präsentation ab.

Wenn du im Besitz eines gesunden Perfektionismus bist, siehst du Fehler als Lernchance. Kritik wirft dich nicht völlig aus der Bahn, sondern hilft dir, dich weiterzuentwickeln. Du kannst stolz auf das sein, was du bereits erreicht hast, anstatt dich nur auf das zu konzentrieren, was „besser sein könnte“.

 

Doch wenn Perfektionismus von Angst und Druck begleitet wird, kann er mehr schaden als nützen:

 

Ungesunder Perfektionismus – wenn „gut genug“ niemals reicht

Problematisch wird Perfektionismus, wenn du ständig das Gefühl hast, nicht genug zu leisten, wenn du dich von deinen eigenen (oft überhöhten) Ansprüchen erdrückt fühlst und dein Selbstwertgefühl davon abhängt, ob du etwas „perfekt“ gemacht hast.

 

Vielleicht kennst du das:

 

🎂 Die perfekte Geburtstagsfeier: Wochenlang planst du jedes Detail, von der aufwendig selbstgemachten Torte über die perfekte Deko bis hin zu den personalisierten Mitgebseln. Doch anstatt die Feier zu genießen und dich der leuchtenden Augen zu erfreuen, ärgerst du dich nur darüber, dass die Muffins nicht gut geworden sind oder die geplante Überraschung am Ende nicht ganz so lief, wie du es dir vorgestellt hast.

 

🏡 Das makellose Zuhause: Deine Wohnung ist immer perfekt aufgeräumt, weil du Angst hast, dass Besuch denken könnte, du seist unordentlich. Also schrubbst du, räumst auf und kannst dich erst entspannen, wenn alles makellos ist – was leider nie lange hält. 

 

🧘‍♀️ Perfekt oder gar nicht: Du würdest eigentlich gerne mit Yoga anfangen, aber anstatt einfach loszulegen, suchst du schon seit Wochen nach einer guten Yogamatte, dem idealen Yoga-Studio und dem perfekten Trainingsplan. Am Ende fängst du gar nicht erst an. 

 

Ungesunder Perfektionismus macht deine Fehler zu deinem Feind, raubt dir die Freude an den Dingen, die du tust, und sorgt dafür, dass du dich nie wirklich zufrieden oder „gut genug“ fühlst. 

Ungesunder Perfektionismus kann weitreichende Auswirkungen auf dein Wohlbefinden haben:

 

Der ständige Druck, alles perfekt machen zu müssen, führt oft zu Dauerstress und innerer Anspannung. Das nagende Gefühl, nicht genug zu leisten, nie gut genug zu sein, kann die Freude an deinen Erfolgen trüben und dein Selbstwertgefühl schwächen. Langfristig erhöht ein übermäßiger Perfektionismus das Risiko für Burnout, Angststörungen und Depressionen

 

 

💡 Gut zu wissen: Perfektionismus ist nicht angeboren – du kannst lernen, ihn loszulassen und mit mehr Leichtigkeit durchs Leben zu gehen.

Teste, ob dein Perfektionismus gesund oder schon schädlich für dich ist. Stelle dir dazu einfach die folgenden Fragen und beantworte sie für dich ehrlich mit Ja oder Nein. 

 

 Ich habe oft das Gefühl, dass ich nicht genug leiste.

 

 Ich tue mich schwer damit, eine Aufgabe als „fertig“ zu betrachten.


 Fehler machen löst bei mir Stress oder Selbstzweifel aus.


 Ich zögere, Dinge anzufangen, weil ich Angst habe, dass sie nicht perfekt werden.


 Ich vergleiche mich oft mit anderen und habe das Gefühl, nicht gut genug zu sein.

 

 

💡 Auswertung:
0–1 x „Ja“ – Du hast eine gesunde Form des Perfektionismus.
2–3 x „Ja“ – Du hast Tendenzen zum ungesunden Perfektionismus – es lohnt sich, genauer hinzuschauen.
4–5 x „Ja“ – Dein Perfektionismus könnte dich stark belasten. Zeit, ihn liebevoll zu hinterfragen!

Warum (überhöhter) Perfektionismus dich klein hält – und wie du deinen Fokus verändern kannst

Perfektionismus wird oft als Stärke angesehen – er soll uns motivieren, Großartiges zu leisten. Doch was viele nicht bemerken: Überhöhter Perfektionismus verschiebt unseren Fokus. Statt uns über das zu freuen, was wir erreicht haben, sehen wir nur das, was (vermeintlich) noch besser hätte sein können.

 

  • Perfektionismus nimmt dir die Freude. Anstatt stolz auf das zu sein, was du geschafft hast, bleibt der Blick an Kleinigkeiten hängen, die nicht „perfekt“ sind.
  • Perfektionismus verhindert Fortschritt. Aus Angst vor Fehlern verschiebst du den Start oder verstrickst dich in endlose Überarbeitungen.
  • Perfektionismus macht dich abhängig. Dein Selbstwert hängt von Leistung ab – aber echte innere Sicherheit kommt nicht von Perfektion, sondern von Selbstannahme.

Der entscheidende Punkt: Es geht nicht darum, keine hohen Ansprüche mehr zu haben – sondern darum, anders mit deinen Erwartungen umzugehen.

"Indem du deinen Fokus veränderst, kannst du Perfektionismus loslassen."

Ein wichtiger Schritt, um Perfektionismus loszulassen, ist es, den eigenen Fokus bewusst zu verändern. Statt ständig darauf zu schauen, was noch fehlt oder besser sein könnte, kannst du beginnen, deinen Blick auf das zu richten, was du bereits geschafft hast. Erfolge wahrzunehmen und zu würdigen, fällt vielen schwer, weil sie sich so sehr auf das Perfekte fixieren. Doch was wäre, wenn du dir erlaubst, stolz auf das zu sein, was gut gelungen ist?  – Ich bin mir sicher, da gibt es vieles! 

 

Du kannst dir folgende Fragen stellen: Was habe ich bereits geschafft? Was ist mir gut gelungen?

 

Häufig steckt hinter Perfektionismus das Bedürfnis nach Anerkennung von außen. Die Frage ist: Würdest du deine eigene Leistung auch dann wertschätzen, wenn niemand sie sieht oder beurteilt? Oft jagen wir einem Idealbild hinterher, weil wir hoffen, damit geliebt oder respektiert zu werden. Doch wahre Zufriedenheit entsteht nicht durch Perfektion, sondern durch eine innere Haltung, die unabhängig davon ist, ob andere uns loben oder nicht.

 

Überlege dir: Würde ich diese Leistung auch dann schätzen, wenn niemand sie sehen oder beurteilen würde?

 

Auch die Angst vor Fehlern ist ein zentrales Merkmal des Perfektionismus. Wir vermeiden es, Dinge auszuprobieren, weil wir fürchten, nicht gut genug zu sein. Doch Menschen, die sich erlauben, Fehler zu machen, wachsen schneller – gerade weil sie sich trauen, neue Wege zu gehen. Anstatt Fehler als Scheitern zu sehen, kannst du sie als wertvolle Erfahrung betrachten. Jeder kleine Umweg, jeder Rückschlag ist ein Schritt in Richtung Entwicklung. Denn wer sich bewegt, kommt weiter – nicht, weil alles perfekt läuft, sondern weil er sich traut, den ersten Schritt zu machen.

Der Schlüssel: Selbstmitgefühl als Gegenspieler von Perfektionismus

Kristin Neff, eine der führenden Forscherinnen auf dem Gebiet des Selbstmitgefühls, zeigt in ihrer Selbstwerttheorie, dass ein stabiles Selbstwertgefühl nicht durch Leistung, sondern durch liebevolle Selbstannahme entsteht. Dein Wert als Mensch hängt nicht davon ab, wie perfekt du funktionierst. Statt dich selbst ständig zu verurteilen, kannst du lernen, dir mit Mitgefühl zu begegnen.

 

Zum Beispiel: 

Statt zu denken, „ich bin nur wertvoll, wenn ich es perfekt und fehlerfrei mache“, darfst du mitfühlend zu dir sagen "ich bin als Mensch wertvoll, egal ob ich Fehler mache oder nicht" 

 

Übung:

 

Wenn du dich das nächste Mal für etwas kritisierst, stelle dir vor, eine gute Freundin hätte dasselbe Problem. Was würdest du ihr sagen? Würdest du sie genauso hart beurteilen – oder würdest du sie ermutigen?

 

Genau das kannst du auch mit dir selbst tun. Und genau das bedeutet Selbstmitgefühl.

 

💡 Das bedeutet nicht, dass du aufhörst, dich weiterzuentwickeln – sondern dass du dir selbst mit Freundlichkeit begegnest, wenn du nicht perfekt bist.

Perfektionismus loslassen heißt nicht, weniger zu leisten – sondern mehr Leichtigkeit zu gewinnen.

 

Der Schlüssel liegt in deiner Wahrnehmung: Wo richtest du deinen Fokus hin? Sobald du beginnst, deine Erfolge zu sehen, dich unabhängig von äußeren Erwartungen wertzuschätzen und Fehler als Lernchance zu begreifen, wird Perfektionismus seine Macht über dich verlieren.

3 Strategien, um Perfektionismus loszulassen

Die 80 %-Regel: Gut genug ist oft perfekt genug

 

Ich liebe diese Regel! Statt dich bis zur Perfektion zu stressen, frage dich:

 

👉 Wäre das Ergebnis mit 80 % Aufwand bereits völlig ausreichend?

Meistens lautet die ehrliche Antwort: Ja. Perfektion kostet oft unverhältnismäßig viel Zeit und Nerven – und bringt selten den entscheidenden Mehrwert.

 

💡 Probiere es aus:
Setze dir heute bewusst das Ziel, eine Aufgabe mit 80 % Zufriedenheit abzuschließen – und beobachte, was passiert.


Dein innerer Kritiker-Dialog: Werde dein bester Freund

 

Perfektionismus geht oft mit harter Selbstkritik einher. Die Stimme in deinem Kopf sagt dann Dinge wie:

🗯 „Das reicht nicht! Andere machen es besser!“

 

Doch was würde eine gute Freundin zu dir sagen? Wahrscheinlich sowas wie:

💛 „Du gibst dein Bestes, und das ist absolut genug.“

 

 

💡Übung:

  • Schreibe einen Satz auf, den dein innerer Kritiker dir oft sagt.
  • Formuliere eine liebevolle Alternative.
  • Lies dir die neue Version laut vor – und spüre, wie sich das anfühlt.

Die Fehler-Challenge: Lerne, Fehler zu feiern

 

Perfektionisten haben panische Angst vor Fehlern. Doch wusstest du, dass die meisten erfolgreichen Menschen bewusst Fehler zulassen? Sie wissen: Fehler sind Wachstumschancen!

 

So funktioniert die Fehler-Challenge:
Schreibe dir jeden Abend eine Sache auf, die nicht perfekt lief – und was du daraus gelernt hast.

 

Beispiel:
„Heute habe ich mich in einem Meeting versprochen – aber es hat niemanden gestört. Ich habe gelernt: Meine Angst vor Fehlern ist oft unbegründet.“ 

 

Diese einfache Übung hilft dir, Fehler als normale, wertvolle Teile des Lebens zu sehen.

Fazit: Weniger Perfektionismus - mehr du!

Was wäre, wenn du den ständigen Druck, perfekt sein zu müssen, loslässt? Wenn du dir erlaubst, Dinge einfach zu tun, ohne sie bis ins kleinste Detail zu optimieren? Du würdest merken, wie viel Leichtigkeit dadurch in dein Leben kommt. Plötzlich wird es einfacher, Neues auszuprobieren – nicht, weil du sicher bist, dass es perfekt wird, sondern weil du weißt, dass es gut genug ist. Und vor allem: Weil es deins ist.

 

Perfektionismus loszulassen bedeutet nicht, weniger ambitioniert zu sein. Es bedeutet, dich von der Angst zu befreien, nicht zu genügen. Es bedeutet, dich selbst in deinem unperfekten, echten Sein anzunehmen – und genau darin liegt wahre Stärke.

 

 

Welche der drei Strategien probierst du heute aus? Lass es mich wissen! 

  Wissen wächst, wenn man es teilt!  

 

Ich freue mich, dass du diesen Artikel gelesen hast! Wenn er dir weitergeholfen hat, teile ihn gerne mit den Menschen in deinem Umfeld, die sich auch von Perfektionismus befreien und mehr Leichtigkeit gewinnen möchten.

 

Danke von Herzen, dass du meine Arbeit unterstützt! 💛

 

Deine Simone

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